Vom Lehrbuch zum Hobel – Theorie ganz praktisch!

In unserer Holzwerkstatt begrüßten wir eine Gruppe von drei engagierten Pädagogen, die auf der Suche nach praktischer Handwerkserfahrung auf uns aufmerksam geworden sind. Die Theorie aus Lehrplan und Unterrichtsmaterial sollte praxisorientiert an einem eigenen Projekt ausprobiert werden, um dann diese Erfahrungen für die Wissensvermittlung im handwerklichen Unterricht zu nutzen.

Als dafür ideal geeignetes Projekt sollte ein individuelles Wandschild von der Gruppe komplett selbst hergestellt werden – lasergraviert auf einer selbstverleimten Massivholzplatte und mit selbstpigmentiertem Lappenwachs behandelt.
Dafür haben wir einen Plan aufgestellt, in dem das Schild innerhalb von drei Tagen in strukturierten Sessions unter Anleitung vom Holzkombinat produziert werden sollte. Und wie das gelungen ist…

Von klassischen Methoden bis hin zu modernen Fertigungsverfahren mit CNC-Fräse und Laser, sowie der nachhaltigen Oberflächenbehandlung, haben wir anhand dieses Projektes einen umfassenden Einblick in die Aspekte des Holzhandwerkes gegeben. Während des gesamten Zeitraumes standen der Gruppe dabei Expert*innen aus unserem Holzkombinat-Team für die Anleitung, Frageklärung und vertiefte Diskussion zur Verfügung.

Rohholzbearbeitung: Macht euch mal ‘ne Platte

Am ersten Tag ging es an die Bearbeitung des rohen Schnittholzes, welches direkt vom Holzplatz in die Werkstatt gebracht wurde. Zum Einstieg gab es viel Grundsätzliches zu erklären, zum Naturstoff Holz an sich, die Grundlagen für die Holzbearbeitung und die zum Einsatz kommenden Maschinen.

Als Holzart für das Projekt wurde Esche ausgewählt:

Esche eignet sich mit seiner schönen Maserung und der Farbgebung sehr gut für dekorative Projekte im Innenbereich! Außerdem ist es ein preiswertes Hartholz.

Die rohen Bretter mussten erst einmal besäumt, abgerichtet und gehobelt werden, um gleichmäßige Holzlamellen für die Platte zu erhalten. Die Teilnehmer*innen hatten die Chance, unter tischlerischer Anleitung den kompletten Ablauf nachzuvollziehen und dabei selbst kräftig zur Tat zu schreiten. So konnten sie zum Beispiel die rohen Holzbohlen an unserer Altendorf Formatkreissäge ablängen und am Dickenhobel auf die gewünschte Stärke bringen.

Nach Erklärung der Verleimregeln konnten dann die Lamellen fachgerecht mit Leim bestrichen und in die Rahmenpresse für eine gute Stunde eingespannt werden.
Der ideale Zeitpunkt für eine erste Verschnaufpause.
Anschließend wurde die Platte dann auf Endmaß für die Weiterverarbeitung formatiert und die Oberfläche am Langbandschleifer plan- und feingeschliffen.

Bleistift, Papier & CNC-Technik

An Tag zwei ging es an die ausarbeitung der eigentlichen Schildform und das Design der aufzubringenden Gravur. In unserem Kombi-Lab hat Mario von Eridur die technischen Möglichkeiten mit CNC-Steuerung vorgestellt. Dazu gehörte auch die Einführung in die Grafikerstellung & Vektorisierung.

Hierfür nutzen und empfehlen wir Inkscape, das als Freeware auch sehr gut für private Projekte oder z.B. für die Zuarbeit für Laserprojekte bei uns eingesetzt werden kann.

Für die Arbeit mit der CNC Fräse war es das Ziel, eine selbst erstellte Kontur fräsen zu lassen. Dazu wurden von Hand auf ein Blatt Papier mehrere Entwürfe gezeichnet. Die Zeichnung des besten Entwurfes wurde mit einer Scanner-App zu einer PDF digitalisiert und danach begradigt und vektorisiert. Mit der notwendigen Fräskontur als Vektordatei konnte somit aus einer gewöhnlichen Zeichnung auf Papier, der Pfad für die CNC Fräse, zur Herstellung der Außenform erzeugt werden. Jetzt konnte unsere Portalfräse ans Werk gehen.

Für die Lasergravur wurde vorab das Logo der Bildungseinrichtung als hochaufgelöste Rastergrafik in Form einer PDF bereitgestellt. Für die Programmierung wurden gemeinsam die notwendigen Skalierungen passend zur Plattengröße und Schildform vorgenommen.

Für die Gravur sind außerdem Vorüberlegungen notwendig, ob für die einzelnen Elemente des Logos eher Flächen- oder Liniengravur gelasert werden sollten.

Die Unterschiede dieser Überlegungen, sowie die Auswirkungen verschiedener Laserparameter konnten vorher ausgetestet werden, auf kleinen Reststücken aus der vorangegangen Plattenherstellung. So war es möglich direkt eine umfassende Vorstellung von der Fertigungstechnik zu erhalten.

Oberflächenbehandlung & Pigmentierung

Der dritte Tag war ganz der natürlichen Oberflächenbehandlung und den Naturfarben gewidmet. Die Gruppe startete mit einem kleinen Exkurs zu natürlichen Bestandteilen von Farben, die Caro mit zahlreichen Materialien zum Begutachten vorstellte.

Frei nach dem Motto “wenn ich weiß, woraus Farbe entsteht, kann ich selbst Farben herstellen”.

So wurden verschiedene natürliche Pigmente und Bindemittel vorgestellt, darunter zum Beispiel Cochenille-Läuse aus Lanzarote oder die klassischen französischen Ockerfarben, welche schon in der Steinzeit verwendet wurden. Der Einblick in die Welt der Naturfarben wurde mit dem Pigmentieren von Lappenwachs auf Basis von Leinöl und Bienenwachs abgeschlossen. Dafür wählte die Gruppe ein grünes Pigment aus und färbte so die Hintergrundlandschaft im Logo ein. Für die Gestaltung des Gebäudes im Logo wurde mit einer weißen Möbelfarbe und farblosem Wachs gearbeitet. Damit zwischen den einzelnen Farbschichten saubere Konturen entstehen, wurde jeweils vor dem Auftrag sorgfältig mit Malerkrepp abgeklebt.

Es waren drei interessante und lehrreiche Tage, die vielseitiges Wissen und Techniken vermittelten. Die Gliederung der Tage war sinnvoll und brachte die einzelnen Themenbereiche sehr detailliert nahe. Vielen herzlichen Dank! Wir sehen uns sicher wieder. – Conny, Tilo und Markus

Es war uns eine große Freude, die Drei bei ihrem praktischen Ausflug unterstützen zu können und wir wünschen Ihnen ganz viel Erfolg bei der Weitervermittlung der gesammelten Erfahrung!

Ihr interessiert euch auch für so ein umfassendes Projekt mit intensiven Einblicken und Erläuterungen zu den einzelnen Bearbeitungsschritten? Dann schreibt uns gern eine E-Mail.

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